ZEIT.geschehen

Survival of the fittest oder der Comfort der Distanz

Das Leben in diesen Tagen macht es notwenig die bisher gelebte „Sprezzatura“ noch intensiver zu leben. Zum einen, der eigenen Seelenhygiene wegen, wie zum anderen, ein Zeichen zu setzen sich nicht in den medialen Malstrom, als propagierten Sog in den Abgrund zu begeben.

Der amerikanische Präsident nennt ihn den Chinesen Virus. Die in der Erstbeschreibung der WHO vom 13.Januar 2020 genannte Bezeichnung WH-Human-1 coronavirus (WHCV) bezeichnet (WH = Wuhan)  [Wuhan seafood market pneumonia virus isolate Wuhan-Hu-1 ] galt als vorläufig. Jedoch erklärte die WHO eine Nennung nach dem Entdeckungsort ausdrücklich als unerwünscht. Offenbar fürchtete man Befindlichkeiten der kommunistischen Regierung in China. Zum 20. Februar  folgte man einer Gruppe chinesischer Virologen, die stattdessen als Bezeichnung human coronavirus 2019, HCoV-19 vorschlug.

[ siehe: https://nextstrain.org/ncov/2020-03-27?animate=2019-12-05,2020-03-30,0,0,30000 ]

Soviel zur Chinesischen Hinterlassenschaft quasi als Kol­la­te­ral­scha­den der viel propagierten, wie begrüßten Globalisierung. Mitte des 14. Jahrhunderts erlag ein Drittel der europäischen Bevölkerung der Pest, welche ebenfalls aus China eingeschleppt wurde. Es erübrigt sich weiter auf diesen fernöstlichen Exportschlager einzugehen. Gerade in diesen Tagen werden besonders in den deutschen Qualitätsmedien die Virologen, gleichgültig ob berufene oder der Hobbykiste entsprungen, rauf und runter zitiert und in Talkshows durchgereicht.

Von größerem Interesse erscheint es gedanklich bei den sich jetzt ergebenden Konsequenzen für die Conditio humana, in Hinblick auf das ganz persönliche Leben, zu verweilen.

Nicht erst durch die „neue Krise“ bedingt, welche es, auf Grund mangelnder Vorbereitung der politischen Elite, empfehlenswert erscheinen läßt einen gewissen Grundvorrat an lebensnotwendigem Dingen im Haus zu haben, sondern auch in der jüngeren Vergangenheit waren regelmäßige Einkäufe, für jeweils 14 Tage, in Italien eine freudvolle Gelegenheit Notweniges zu kaufen, wie Unbekanntes zu probieren. Neben machen Besonderheit gehörte zum Grundbedarf Mineralwasser in sogn. PET Flaschen, ausreichend Wein (und Getränke in Aluminum Büchsen.

Mit bereits verinnerlichter Trennmüllunterscheidungskompetenz ausgestattet und unter Vermeidung flagranter Fehler beim Entsorgungsverhalten steht man in einer gewissen Regelmäßigkeit vor einem dieser Container die leere Weinflaschen, PET – Flaschen und Aluminium Büchsen aufnehmen, jedoch nur Flasche für Flasche, Büchse für Büchse und PET Flasche für PET Flasche.

Wenn man sich doch so einige Zeit dieser Zwangsbeschäftigung freiwillig aussetzt, fragt man sich doch weshalb man Gegenstände für die man einmal bezahlt hat und jetzt Wertstoffe nennt, also einen Wert an Unternehmen verschenkt, sich darüber hinaus wie ein Idiot benehmen soll und seine Wertstoffe nur Stück für Stück in die jeweilige Singleöffnung verschenken darf und dies unter Beobachtung mehrerer fürsorglich installierten Überwachungskameras [Bild Videokameras].(Einkaufen kann man PET Flaschen im Sixpack, Wein Kistenweise, Cola Büchsen 24 Stück weise auf in Folie verschweißtem Karton) Alles in einen vorgeschrieben roten Müllsack zu tun, wäre würdiger.

Die „Erfindung einer Moral als Ethik, eines freiwilligen Gehorsams“ (Thomas Lemke)

Trennmüllunterscheidungs-kompetenz, Weltrettung, Sommerzeit, Chinesen Virus – schon Michel Foucault interessierte die Frage weshalb die Menschen die ihnen vorgesetzten Verhaltenskodizes freiwillig akzeptieren.

Die Politiker fordern Solidarität vom Volk, der Bundespräsident meint:“Solidarität heißt jetzt Abstand halten“ und im Briefkasten lag ein Flugblatt mit der Überschrift:

DISTANTI MA VICINI

und im NZZ Artikel „Werden die Ressourcen knapp, muss der Arzt entscheiden, wer leben und wer sterben soll“ was bedeutet „Survival of the fittest“. Es gibt Menschen die in diesen Tagen medizinische Hilfe dringend benötigen, doch fragt man sich schon was es bedeuten könnte, wenn jemand seit 15 Jahre in der Schweiz, als geduldeter Gast lebt, leben darf, monatlich seine private Pflichtversicherungsbeiträge gezahlt hat und das Gesundheitssystem noch nie in Anspruch genommen hat.

Die Medien peitschen mit dem Thema auf die Rezipienten ein und da es mit zunehmende Lebensverlauf jeden betreffen wird, scheinen einige Gedanken zu den Eltern nicht ohne Bedeutung.

Wie allerorten zu lesen ist bedürfen „Alte“ des besonderen Schutzes in diesen Tagen, weshalb sie hier in der Schweiz keinen Anspruch mehr haben öffentlich Verkehrsmittel zu benutzen und auch keine Lebensmittel -Geschäfte mehr betreten dürfen; andere mußten auf Anordnung ohnedies schließen.

Ach ich bin doch schon alt, sagte bisher mancher und in der Regel antwortete man ihm, aus noch vorhandener Höflichkeit – ach was, du bist doch noch nicht alt. 

In dieser Zeit des medizinischen Mangels wird der / die Alte per Geburtsdatum festgelegt, wie junge Menschen mit dem 18. Lebensjahr (seit dem 01.01.1975 – zur 21.Lebensjahr, vor 1792 – 25 Lebensjahr) die Majorennität zugestanden wird? Vor allem in Deutschland wird von politischer kaum Widerspruch zu erwarten sein, wenn man sich schnell auf das Renteneintrittsalter einigt.  

Oder sollte man die „Alten“ eher so verstehen wie es Hans Ulrich Gumbrecht in Bezug auf Luis Bunuel und seinen Film “Der diskrete Charme der Bourgeosie” beschrieb: „wie sehr er auf den Tag hofft, wo die Intensität seines erotischen Begehrens nachlassen werde, um dann vielleicht bald ganz zu verschwinden. Beinahe lästig sei es, im fortgeschrittenen Alter noch immer von schönen Körpern mit solcher Intensität angezogen und abgelenkt zu werden, dass man sich nicht auf die tägliche Arbeit konzentrieren könne, abgesehen von der spürbaren Peinlichkeit, welche die eigenen Blicke auslösen.“

Mancher der „Alten“, sich im Angesicht des Chinesen Virus, des nahenden Endes stets bewußter werdend, möchte vielleicht in seinen letzten Tagen seinen Champagner noch einmal selber einkaufen und sich den Luxus leisten mit dem Taxi in den Feinkostladen zu fahren, ein Leben wie Johannes Heesters führen, das Leben genießen bis zum letzten Tage und es selbstbestimmt beenden wie Fritz J. Raddatz, statt sich auf staatliche Anordnung verkriechen zu müßen wie zu biblischen Zeiten die Aussätzigen die in Höhlen hausen mußten. (für Gläubige – Lukas 17,11-19)

Auch hört man schon von der Immunitätsschickeria, jenen Jungen die vor allem in Zukunft den „Alten“ den Tod bringen werden. 

Deutsche tun sich im allgemeinen schwer mit ihrer Nationlhyme; Sportler tun so als ob sie mitsingen würden, den meisten erscheint sie offensichtlich peinlich.

„Einigkeit und Recht und Freiheit….“ mit diesen Worten beginnt sie und von Gleichheit ist keine Rede. Die noch vor wenigen Wochen permanent durchs staatstreue mediale Dorf getriebene Sau grunzte nach Gleichheit, gierend den neuen Sozialismus vor Augen oder aus dem feministischen Lager.

Die „Alten“ werden in Zukunft einen schweren Stand haben in Bezug auf die Gleichheit. Sie scheinen nicht mehr in die Welt des globalisierten Chinesischen Virus zu passen und wie im ARD-Jugendwelle Funk zu vernehmen war ist es nur „schön und ein sinnvoller Reflex der Natur“ wenn die Alten“ sterben, denn diese Generationen haben den „Planeten voll gegen die Wand gefahren“.

Schöne neue Welt … «Senizid» !

Das Leben wird sich nicht aufhalten lassen und nach dem Geldsegen der EZB, wird selbst manch kleine, billige Bankangestellte, geimpft mit dem schleichende Gift der Willfährigkeit, die neue Macht verspüren zum Systemträger geworden zu sein, beim bewilligen der unzähligen Kreditanträge.

Comfort der Distanz

Was bleibt in einer Zeit der Anordnungen, Restriktionen, der „Distanti ma vicini“, der neuen Diziplinierungstechniken gegen die Freiheit, wo ist in diesem, doch bisher schönen und angenehmen Leben, der persönliche Platz zwischen libertärer und totalitärer Moral?

Die Sprezzatura

Lebensintensität; wenn Intensität fehlt, „muss man sein Leben ändern“ um Rainer Maria Rilke und Peter Sloterdijk gleichzeitig zu zitieren.

Literatur; Im Jahre 1358 veröffentlichte der Schriftsteller Giovanni Boccaccio sein Buch Il Decamerone. Zehn junge Menschen flohen vor der Pest in Florenz in ein Landhaus und sich jeden Tag eine Geschichte erzählen. Liebesabenteuer Ein Buch für diese Tage sich den Luxus des schönen Lesens zu gönnen. Oder „Die Großtaten eines jungen Don Juan“ von Guillaume Apollinaire – erotisch doch am Ende staatstragend.Albert Camus, „Die Pest“

Die eigene Würde bewahren; Gerade wenn tagtäglich vor der Haustüre der Verlust der individuellen Ästhetik zur Schau getragen wird. Ebenso sollte man Würde mit Anmut verbinden.

Musik; Musik ruft Stimmungen hervor, die in der Regel von Latenzgefühlen bestimmt sind. Martin Heidegger sagte, daß Stimmungen “Wahrheitsereignisse” , “Selbstentbergung des Seins” vorausgehen. Das mag sogar für das Musikangebot bayerischer Regionalsender gelten.

Gutes Essen;

Anmut; beginnend bei der Lektüre von Heinrich von Kleists Essay “Über das Marionettentheater“

und vor allem

Gelassenheit; die dem Seienden jenes ungestörte Selbst-sein-Können ermöglicht, das ihm vormals als Objekt des An-, Ein- und Zugriffs vorstellenden Denkens verwehrt blieb (Heidegger)

Die persönliche Freiheit, vielleicht wie es Albert Camus in seinem Buch „Le mythe de Sisyphe“ beschreibt; als, als Aufbegehrender:

„Was bleibt, ist ein Schicksal, bei dem allein das Ende fatal ist. Abgesehen von dieser einzigen fatalen Unabwendbarkeit des Todes ist alles, sei es Freude oder Glück, nichts als Freiheit. Es bleibt eine Welt, in der der Mensch der einzige Herr ist.“